MIDI-Umgebung
Bevor überhaupt ein sinnvolles Arbeiten mit Bars&Pipes möglich ist, muß
eine Umgebung geschaffen werden, mit der man Musik machen kann.
Für Bars&Pipes 1.0 gab es noch ein Set, daß eine ganz einfache
Arbeitsumgebung erzeugte mit den Mitteln des AMIGA. Am Eingang war ein
Pseudokeyboard, daß mit der Maus bedient wurde, aber nur Note an/aus
erlaubte. Die Wiedergabe der Töne beschränkte sich auf die heutzutage
kaum mehr akzeptable 8-bit Soundausgabe des Soundchips "PAULA".
NB.: Es gibt Programme, die es fertigbringen, die Qualität des
Soundchips "PAULA" bis an die Grenzen auszureizen. Doch leider ändert
das für ernsthafte Musiker nichts an dem oben gesagten. Gut (für
heutige verwöhnte Ohren) klingende Musik ist auf der Hardware des AMIGA
fast nicht machbar.
Für die externe Nutzung von MIDI-Tonerzeugern und MIDI-Keyboards
benötigt der AMIGA ein MIDI-Interface. Dieses stellt die Verbindung
zwischen dem seriellen Port und der MIDI-Umgebung her. Es ist
erforderlich, weil die Spannungen der elektrischen Übertragung bei MIDI
anders sind als am seriellen Port.
Als brauchbares Minimum würde ich ein einfaches Keyboard mit
MIDI-Anschlüssen ansehen.
Besser ist ein Sythesizer, der ein Bearbeiten der Klänge zuläßt.
Für Insider:
MIDI basiert auf der +5V-Logik von TTL-Schaltkreisen, während der
serielle Port auf der +/-12V-Logik der CMOS-Schaltkreise basiert. Die
Signale müssen entsprechend umgewandelt werden, und dies übernimmt das
MIDI-Interface.
Falls jemand Erfahrung im Selbstbau von Elektronischen Schaltungen hat,
hier ist eine Schaltung für ein einfaches aber bewährtes und
funktionierendes MIDI-Interface, das ich selbst einige Zeit benutzt
habe.
Für die Verbindung der MIDI-Geräte benötigt man spezielle
Verbindungskabel, die man sich auch selbst löten kann.
Die Verbindungen sind bei MIDI 1:1
PIN 2 - - 2 (Abschirmung),
PIN 4 - - 4,
PIN 5 - - 5.
Die Anordnung der PIN's sieht man auf dem Plan des MIDI-Interfaces.
Wer keine Erfahrung im Löten hat kann sich diese Kabel in einschlägigen
Geschäften auch kaufen.
ACHTUNG !!
Normale Diodenkabel, wie sie z.B. für Kasettenrecorder älterer Bauart
benutzt werden (heute sind das fast ausschließlich Chinch-Verbindungen)
sind NICHT geeignet, da sie oft als Überspielkabel verschaltet sind -
d.h. die PINs sind nicht 1:1 verbunden sondern über kreuz.
Um die entsprechenden Verbindungen zu stecken gilt
!!! I M M E R E R S T !!!
COMPUTER AUSSCHALTEN
Ich betone das besonders sehr, weil die Ports unserer Freundin AMIGA
sehr sensibel sind. Im eingeschalteten Zustand des Computers ist es ein
Kinderspiel die Schaltkreise für die Ports durch An- und Abstecken von
Leitungen zu zerstören. Es wäre schade, wenn der erste Versuch mit MIDI
gleich eine solch katastrophale Folge hätte. Dann hilft nur noch eine
teure Reparatur - also VORSICHT.
Doch muß ich auch sagen, bei Befolgung meines Rates besteht
diesbezüglich keine Gefahr. Die Zeit die man durch einen neuen
Bootvorgang verliert, ist gut in das Leben unseres(r) AMIGA investiert.
Überhaupt ist es gut, wenn man vor den Verkabelungsarbeiten ALLE
verwendeten Geräte vom Netz trennt, d.h. ausschaltet. So geht man
insgesamt auf "Nummer sicher".
So - genug der Warnungen.
Verschiedene Verbindungsmöglichkeiten gibt es bei MIDI. Das begreift
man sehr schnell, wenn man sich einfach hineindenkt, wo die Daten
herkommen und wo sie hin sollen.
Dazu gibt es bei MIDI drei Buchsen:
IN - Eingang
OUT - Ausgang
THRU - "Durchreiche"
(Was bei IN hineinkommt, wird unverändert nach
THRU weitergereicht. So ist THRU so etwas wie
ein Bypass)
Hat man nur ein Keyboard oder einen Synthesizer so wird die Verbindung
auf einfache Weise hergestellt.
Bei dieser Verbindung ist es aber möglich, daß es durch das
Programm Bars&Pipes zu einer Rückkopplungsschleife kommen kann. Das
kommt daher, weil das Programm in der Grundeinstellung alle Daten,
die am Eingang eingespeist werden wieder zum Ausgang durchreicht.
|---IN---Bars&Pipes---OUT--|
| |
/|\ \|/
| |
|--OUT---Synthesizer---IN--|
Es ist möglich, diese Rückkopplung zu vermeiden, indem man
Tonerzeuger und Tastatur im Synthesizer voneinander trennt. Der
Modus heißt "local off".
Eine andere Möglichkeit ist, daß man den Synthesizer so einstellt,
daß er auf einem anderen MIDI-Kanal sendet, wie er empfängt.
Wie dies zu bewerkstelligen ist, muß man im Handbuch des
Synthesizers nachlesen.
Hat man ein Keyboard und einen oder mehrere separate Tonerzeuger oder
MIDI-Tonmodule dann sieht bei einem einfachen MIDI-Interface die
Verbindung so aus:
Das erste Tonmodul könnte auch der Tonerzeuger im Synthesizer sein.
Dann sähe diese Art von Verbindung so aus:
Hierbei werden die Tonmodule quasi hintereinander geschalten.
Jedesmal wird das, was in MIDI-IN eingespeist wird nach MIDI-THRU
durchgereicht. So erreicht das MIDI-Signal schließlich auch das
letzte Tonmodul.
Theoretisch könnte die Kette beliebig erweiter werden. Doch bei
jedem Durchreichen des Signals gibt es eine kleine Verzögerung, die
zu Synchronisationsfehlern der Tonmodule führen kann. Z.B. Daß
"Note an" nicht rechtzeitig beim letzten Modul ankommt. So daß
Töne, die gleichzeitig erklingen sollen, nacheinander zu hören
sind.
Diese Version hat somit ihre Grenzen. Wo diese liegen, muß man
ausprobieren, wenn man mehrere Tonerzeuger besitzt.
Um dieses Problem zu umgehen gibt es MIDI-Interfaces, die mehrere
MIDI-OUT Ausgänge besitzen. Hier wird das OUT-Signal taktgleich an
allen OUT-Ausgängen ausgegeben.
Dies Verbindung sieht so aus, und ist in diesem Falle die
zuverlässigste Variante.
Wer will, kann sich analog unserem ersten MIDI-Interface eines bauen
mit 4xMIDI-OUT-Buchsen.
Stellen Sie nun die Verbindung zu Ihrer Verstärkeranlage her. Dazu
suchen Sie an Ihren Ton-Generator(en) die Audio-Ausgänge und verbinden
diese mit den Audio-Eingängen Ihrer Verstärkeranlage. Moderne
Audiogeräte haben Chinch- oder Klinkenstecker. Bei mehreren
Tongeneratoren ist ein Mischpult erforderlich.
Wenn alle Verbindungen gesteckt sind schalten sie die Geräte in
folgender Reihenfolge ein:
1.) Externe Tongeneratoren (Expander, MIDI-Tonmudule o.ä.)
2.) Synthesizer
3.) Computer
4.) Verstärkeranlage (vorher den Lautstärkeregler zurückdrehen !!!)
In dieser Reihenfolge passiert keinem Gerät etwas. Jedes Gerät wird
kurz nach dem Einschalten im Inneren zurückgesetzt. Bei manchen muß
dies auch manuell geschehen (dies ist in der Betriebsanleitung
vermerkt). Während des Zurücksetztens, kann es (vor allem bei älteren
Geräten) passieren, daß kurzzeitig undefinierte Signale an den
MIDI-Buchsen liegen, die sonst das ganze System durcheinanderbringen
(nicht zerstören) können.
Die Verstärker-Anlage sollten Sie immer als letzte Einschalten, da Sie
sonst unangenehme Knack- und andere Störgeräusche zu hören bekommen,
und manche dieser Störgeräusche auch eine ernsthafte Gefahr für ihre
Audio-Anlage sein können, besonders für die Lautsprecher.
Das war's ... ;-)